Sicher hat das jeder schon einmal erlebt: Wir haben durch die verschiedensten Methoden und Tools ein gewisses Sprachniveau erlangt, und dann hören wir Muttersprachler und verstehen kein Wort - so scheint es.
Woran liegt das? Ganz einfach: Wir haben immer nur den einen Akzent gehört. Okay, vielleicht auch einen zweiten, allerdings war die Anzahl der Varianten sehr, sehr gering. Unser Gehirn hatte also keine Chance eine Art Toleranzlevel beim Hören aufzubauen.
Schauen wir uns zunächst mal an, was eigentlich ein Akzent und was ein Dialekt ist. Sprachwissenschafter mögen jetzt bitte nicht weiterlesen, es geht hier nämlich um gesunden Menschenverstand:
Ein Akent ist eine Abweichung in der Aussprache der Wörter. So kann man zum Beispiel im Englischen bei den Wörtern here und there deutlich den R-Laut hören, wenn ein Amerikaner diese Wörter ausspricht. Bei einem Engländer ist der Laut nicht hörbar bzw. der Laut stellt sich ganz anders dar. Auch im Deutschen gibt es viele Beispiele: Beim durchschnittlichen Hochdeutsch sprechen wir das E bei Wörtern, die auf EN enden, nicht aus. Statt machen sagen wir also mach'n. In vielen Bereichen Südwestdeutschlands, wird das N weggelassen, so wird aus machen mache'.
Bei einem Dialekt verändert sich viel mehr. Es ist wie eine Art Code, den die Menschen scheinbar erfunden haben, um die Sprache zu verschlüsseln.
Da es zwischen Akzent, Dialekt und Sprache sehr viele Grauzonen gibt, macht es für die durchschnittlichen Sprachlerner kaum Sinn, bei jeder Kleinigkeit die Unterschiede zu erkennen.
Es macht allerdings auf jeden Fall Sinn, sich zwei Dinge anzueignen, wenn es um Akzent und Dialekte geht.
Akzente
So viele verschiedene Akzente hören wie möglich. Hören Sie genau hin und versuchen Sie herauszufinden, was der Sprecher anders macht. Was müssten Sie tun, um so wie der Sprecher zu klingen? Entdecken Sie Muster, so in etwa wie im obigen Beispiel, also mach'n versus mache'. Je bewusster Sie auf diese Dinge achten, desto leichter fällt es Ihnen, sie zu erkennen und zu verstehen.
In Spanien sagte mir mal ein Bekannter, den ich gehört hatte, bevor ich ihn gesehen hatte: Du hast mich schon an der Stimme erkannt, oder? Ich antwortete: Nein, du hast die Eigenart, deine Zungenspitze nicht an den Gaumen zu drücken, wenn du ein Wort sagst, das auf N endet. Sicher können Sie sich vorstellen, wie erstaunt dieser Bekannte über meine Aussage war.
Dialekte
Ich kannte einen Asiaten, der in der Schweiz arbeitete. Sein Deutsch war wirklich sehr gut, denn er hatte in Deutschland studiert. Jedes Mal, wenn seine Kollegen anfingen Switzerdütsch zu sprechen, schaltete er einfach ab. Mit seinen Gedanken war er dann ganz woanders. Er hatte sich selbst eingeredet, dass er nur Hochdeutsch verstehen würde, und sonst nichts.
Tatsächlich ist es so, dass wenn wir und nicht abschotten, sondern offen bleiben, dass dann unser Unterbewusstsein immer darauf bedacht ist, der Information Sinn zu geben. Das gelingt am Anfang nur mit einigen Wörtern, die ähnlich klingen. Und dann setzt es einen Stein auf den anderen, sodass wir plötzlich anfangen die Sprache zu verstehen.
Ich habe das selbst mit Katalan und Spanisch so erlebt. Katalan und Spanisch sind sehr ähnliche Sprachen, sodass man sie aus Sprachlernsicht wie Dialekte behandeln kann. Natürlich immer vorausgesetzt, dass Sie die eine Sprache lernen und aktiv sprechen wollen, und die andere Sprache möchten Sie zunächst erst einmal nur verstehen. Das Lernen von zwei ähnlichen Sprachen oder von einer Sprache und einem Dialekt - entweder zeitlich oder nacheinander - ist dann noch einmal ein ganz anderes Thema.
Und auch wenn der alemannische Dialekt zwar ein Dialekt des Deutschen ist, habe auch ich hier im Westen Österreichs am Anfang nicht allzu viel verstanden.
Offen bleiben und alles geht irgendwann von selbst. Wer diese Prinzipien beherzigt, kommt sehr sehr weit.